Clostridiale Kollagenase (Xiapex®) bei PatientInnen mit Dupuytrenscher Kontraktur

Anfrage

Ist bei PatientInnen mit Dupuytrenscher Kontraktur die Injektion von Clostridialer Kollagenase (Xiapex®) anderen Verfahren oder der Injektion von Placebo überlegen, um die Bewegung der Gelenke zu verbessern und Kontrakturen zu vermindern?

Ergebnisse

Studien
Bei unserer Literaturrecherche fanden wir eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2015, die untersuchte, ob bei Patienten mit Morbus Dupuytren eine Injektion mit Kollagenase (Xiapex®) effektiver und sicherer sei als Placebo. Eine weitere randomisierte kontrollierte Studie, die 2016 veröffentlicht wurde, verglich eine Kollagenase-Injektion mit einer Nadelfasziotomie.

Resultate
Die systematische Übersichtsarbeit umfasste für den Vergleich Injektion von Kollagenase versus Placebo fünf randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit 493 PatientInnen mit einer Dupuytrenschen Kontraktur. Mehrere Meta-Analysen der Studien zeigten, dass Kollagenase-Injektionen zu einer besseren Beweglichkeit der Gelenke führen und Kontrakuren vermindern. Die Messung des Erfolgs fand einen Monat nach dem Eingriff statt. PatientInnen, die eine Kollagenase-Injektion erhielten, bewegten ihre Grundgelenke um 32 Grad mehr als die Placebo-Gruppe, in der nur eine geringe Besserung zu beobachten waren (um vier bis acht Grad). Der Anteil an PatientInnen mit kompletter Rückbildung der Kontraktur aller Gelenke war bei PatientInnen nach Kollagenase-Injektion ebenfalls höher als nach Placebo-Injektion: 63 Prozent (171 von 271) versus 6 Prozent (8 von 136). Eine graphische Darstellung findet sich in Abbildung 1.
Die häufigste Nebenwirkung nach Kollagen-Injektion waren periphere Ödeme. Diese traten bei 73 Prozent (183 von 249) der PatientInnen nach Kollagenase-Injektion auf im Vergleich zu 5 Prozent (6 von 125) der PatientInnen nach Placebo-Injektion. Andere häufige Nebenwirkungen waren Schmerzen im Arm, Ödeme oder Hämatome.
Ein RCT mit 93 PatientInnen mit Morbus Dupuytren zeigte, dass eine Therapie mit Kollagen-Injektionen ähnlich effektiv ist wie eine mit einer Nadelfasziotomie, um Kontrakturen zu vermindern. Die Kontraktur der Metakarpophalangeal-Gelenke besserte sich in beiden Gruppen von 60 Grad auf 5 bis 7 Grad (p=0,18). Dieser Erfolg hielt während der Studiendauer von einem Jahr an. Auch alltägliche Bewegungen wie Händewaschen verbesserten sich in beiden Gruppen (gemessen mittels URAM-Score). Weil es aber nur eine einzige Studie zu diesem Vergleich gibt und aufgrund von methodischen Mängeln, sind diese Ergebnisse aber nur wenig verlässlich. In beiden Gruppen traten vereinzelt Nebenwirkungen wie Hautrisse (p=0,13) und Schmerzen aufgrund des Eingriffs auf (p=0,6). In der Nadelfasziotomie-Gruppe trat eine Wundinfektion auf, die antibiotisch behandelt wurde.

Stärke der Evidenz
2 von 3 = Moderat
Kollagenase- versus Placebo-Injektion
Alle fünf Studien zu diesem Thema zeigen, dass eine Injektion mit Kollagenase bei PatientInnen mit Morbus Dupuytren die Mobilität verbessert und die Kontraktion reduziert. Jedoch war bei vier der fünf Studien nicht nachvollziehbar, ob die Personen, die beurteilten, ob sich die Beweglichkeit und Kontraktur der Gelenke verbesserte, wussten, welcher Gruppe die TeilnehmerInnen zugeteilt waren. Alle Kollagenase-RCTs wurden durch Pharmaunternehmen gesponsert, die in Forschung und Entwicklung von Kollagenase-Injektionslösungen aktiv sind (Advance Biofactures Corporation, Biospecifics Technologies Corporation und Auxilium Pharmaceuticals). Das Verzerrungsrisiko der Ergebnisse der fünf RCTs ist daher hoch. Zukünftige methodisch gut durchgeführte Studien könnten daher verlässlicher bestimmen, wie gut Kollagenase-Injektionen bei PatientInnen mit Morbus Dupuytren wirken. Die Studien beobachteten ihre PatientInnen über einen Zeitraum von maximal einem Monat. Um zu erheben, ob der Erfolg der Kollagenase-Injektionstherapie langfristig anhält oder rezidivfreie Intervalle verlängern kann, sind Studien mit einer längeren Beobachtungsdauer erforderlich.

Kollagenase- versus Nadelfasziotomie
Die Stärke der Evidenz ist unzureichend für die Annahme, dass Kollagenase-Injektion und Nadelfasziotomie ähnlich effektiv sind, um Kontrakturen zu vermindern. Für den Vergleich stand nur ein RCT zur Verfügung. Die Anzahl der PatientInnen war zu gering, um einen möglicherweise vorhandenen, statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Therapien festzustellen. Eine Verblindung war aufgrund der unterschiedlichen Eingriffe nicht möglich. Es bleibt unklar, ob die Methode der Randomisierung adäquat war. Das Bias-Risiko der Studie stufen wir als hoch ein. Einer der Autoren war Studienkoordinator bei Studien von Xiapex®, die von Pfizer und Auxilium Pharmaceuticals gesponsert wurden, sowie im Beratungsgremium für beiden Firmen aktiv.

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